Gourmet-Restaurant Le Cerf: Zwei Sterne, drei Hauben und eine Schiebermütze
Wir hätten ja mit vielem gerechnet bei unserem Besuch im ehrwürdigen Le Cerf. In unserer Vorstellung ging es höchst förmlich und gediegen zu in diesem Zwei-Sterne-Lokal; die Jacke des Maître würde blütenweiss sein, sein Gesichtsausdruck streng, die Haube einen Meter hoch. Und dann stand plötzlich Boris Rommel vor uns. Mit Schiebermütze, einem Haufen Tattoos und einem verschmitzten Grinsen im Gesicht. Doch von vorn.
Vom Jagdschloss zum Spitzenhotel
Wo sich ehedem feine Jagdgesellschaften trafen, geben sich heute Feinschmecker und Golfer, Wellnessliebhaber und Automobilfreunde die Klinke in die Hand. Im Wald- & Schlosshotel Friedrichsruhe, einem Jagdschloss aus dem 18. Jahrhundert im Norden Baden-Württembergs, haben sie ihr Eldorado gefunden. 1953 von der Fürstenfamilie Hohenlohe-Neuenstein erstmals als Hotel eröffnet, zählt das Fünf-Sterne-Superior-Haus heute zu den besten Privathotels in Deutschland. Die weitläufige Parkanlage, der grosszügig dimensionierte Spa-Bereich, der exzellente Service und die unschlagbare Kulisse machen den Aufenthalt in Friedrichsruhe zu etwas ganz Besonderem. Nicht zuletzt ist es das hauseigene Gourmet-Restaurant Le Cerf, das den Ruhm des Spitzenhotels begründet. Und genau diesem wollten wir einen Besuch abstatten.
Sterne, Hauben, Pfannen
Die Recherche im Vorfeld liess uns schwer beeindruckt und fast ein bisschen verschüchtert zurück: Le Cerf (Französisch für «der Hirsch») wartet mit einer stattlichen Liste an Prädikaten auf. So darf sich das Gourmet-Restaurant mit nicht weniger als zwei Sternen im Guide Michelin, drei Hauben im Gault&Millau, acht Gusto-Pfannen und fünf Hauben im Grossen Restaurant- & Hotel Guide schmücken. Respekt! Auch die Atmosphäre erschien uns – zumindest den Bildern nach – super exklusiv. Edle Tapisserien und Teppiche, feinstes Silber und noch mehr Kristall bringen das Le Cerf zum Strahlen. Wir betraten die heiligen Hallen mit entsprechendem Respekt – und wurden auf der Stelle beruhigt: So herzlich wie dort hatte man uns kaum irgendwo empfangen! Wir fühlten uns vom ersten Augenblick an wohl.
Elegant und klassisch, fast schon opulent
Und genau so würde es bleiben: Vom ersten Drink an, einem Glas alkoholfreien Champagner, wurden wir nach allen Regeln der (Koch-) Kunst verwöhnt. Wir staunten über Petitessen, die auf einem Ast serviert wurden, ergötzten uns an Kaviar in einer Kartoffelmousseline und schmolzen beim Profiterol von Gänseleber und Birne regelrecht dahin. Was im Le Cerf auf den Tisch kommt, ist elegant und klassisch, ja fast schon opulent. Die französische Küche, wie sie die Altmeister lehrten, wird hier höchst modern interpretiert. Garniert mit akkuratem Handwerk und erstklassigen Produkten, wenn möglich aus der Region, entsteht dabei purer Genuss.
Wahrlich meisterhaft
Wir waren gerade selig am Schwelgen, da fiel unser Blick auf eine Gestalt. Weder Kellnerin noch Sommelier, schwebte sie durchs Bild, schob einen güldenen Wagen vor sich her, lächelte breit und machte an den Tischen Station. Die meisten Tattoos waren durch die Kleidung verdeckt; die Schiebermütze indes sah man deutlich. Was wir zunächst nicht zuordnen konnten, stellte sich als Küchenchef vor. Gestatten: Boris Rommel. Seit 2016 im Le Cerf unter Vertrag, konnte er bereits ein Jahr später den zweiten Stern sichern. Diesen hält er seither wacker. Mit seiner ebenso akribischen wie ausgefallenen Art, mit überbordender Fantasie und grösstem Respekt vor den Meistern der französischen Schule drückt er dem Lokal seinen ganz besonderen Stempel auf. Unverwechselbar, unkonventionell und wahrlich meisterhaft. Wir können’s nur wärmstens empfehlen.